Heute gibt es kaum noch einen Fahrzeughersteller, der nicht als Tochtergesellschaft ein Kreditinstitut gegründet hat. Die gebräuchlichste Unternehmensform ist hier die Aktiengesellschaft, wobei der Fahrzeughersteller selbst immer der Hauptaktionär mit der alleinigen Aktienmehrheit bleibt und deshalb die Geschicke des Kreditinstitutes fast komplett allein bestimmen kann. Die Autobanken sind ein renditeträchtiges Geschäft für die Autobauer, denn ein großer Teil der Käufer benötigt für einen Teil oder sogar den gesamten Kaufpreis eine passende Finanzierung. Die Hausbanken tun sich oft schwer mit solchen Krediten oder sind nur schwerlich dazu zu bewegen, ihren Kunden gute Zinskonditionen für den Kauf eines Fahrzeugs einzuräumen. Genau in diese Bresche sind die Fahrzeughersteller mit den Autobanken gesprungen. Bei einer Finanzierung muss der Kunde einen Eigentumsvorbehalt des Herstellers akzeptieren und genau wie bei einer Fahrzeugfinanzierung über einen anderen Anbieter den Fahrzeugbrief hinterlegen. Auch der Abschluss einer Vollkaskoversicherung für das finanzierte Fahrzeug wird von den Autoherstellern gefordert. An einigen Stellen bittet man die potentiellen Kreditnehmer auch um den Abschluss einer Restschuldversicherung.
In der Anfangsphase wurden die Autobanken lediglich zum Zwecke der Kreditausreichung für Fahrzeugkäufe genutzt. Inzwischen öffnet man sich auch den Geschäftsfeldern der herkömmlichen Banken. Begonnen hat diese Öffnung der Autobanken in den meisten Fällen damit, dass man für die eigenen Mitarbeiter Girokonten angeboten hat. Mittlerweile kann sich jeder Interessent dort ein Girokonto anlegen. Auch hat man den Wunsch der Kunden nach rentablen Sparanlagen zu nutzen gewusst. Zuerst eroberten die Festgeldkonten das Angebot der Autobanken. Die Gelder wurden anfangs dazu genutzt, um eigene Investitionen ohne die Hilfe von Großbanken finanzieren zu können. Auch dieses Bild hat sich gewandelt und die Banken der Autobauer reichen auch Kredite aus, die nicht zur Anschaffung der im eigenen Haus gefertigten Fahrzeuge dienen.
In Deutschland genießt man als Anleger bei den Autobanken eine vollständige Einlagensicherheit. Sie gehören durchweg dem Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken an, der in der Lage ist, pro Kunde zweistellige Millionenbeträge garantieren zu können. Dieser Faktor trägt zusammen mit den lukrativen Zinsen, die beispielsweise auf das Tagesgeldkonto und für laufzeitgebundene Anlagen angeboten werden, dazu bei, dass die Zahl der durch die Autobanken betreuten Kunden ständig weiter steigt. Daran konnte auch die 2008 einsetzende Finanzkrise nichts ändern, weil die Banken der Autobauer häufig auf den vorderen Plätzen für die bei mittelfristigen Anlagen zu erzielenden Renditen lagen und teilweise auch Garantien auf kurzfristige und täglich verfügbare Anlageformen abgeben konnten.
Neuerdings erkennen die Autobanken auch das Kreditkartengeschäft für sich und einige von ihnen sind sogar schon in den Bereich der Finanzierungen für Immobilien eingestiegen. Dieser Trend lässt erkennen, dass man es hier bereits mit vollwertigen Kreditinstituten mit der kompletten Produktpalette des Privatkundengeschäfts zu tun hat und es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die Pforten der Autobanken auch für gewerbliche Kunden öffnen. Schon jetzt hat das innovative Vorgehen der Hausbanken der Autobauer so manchem Privatkunden mit einem Kleinkredit den Weg in eine Selbstständigkeit eröffnet, denn die Autobanken sind an einigen Stellen bei der Kreditvergabe etwas risikofreudiger als die klassischen Banken.