Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen kennzeichnen den Versicherungsmarkt und wer kontrolliert den Markt?
Der Versicherungsmarkt in Deutschland ist ein gigantischer Dienstleistungsmarkt, der vor allem seit dem neuen Jahrtausend geboomt hat. Alle privaten und öffentlich-rechtlichen Versicherungsunternehmen im Geltungsbereich des deutschen Versicherungsaufsichtsgesetzes werden von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn kontrolliert. Die BaFin teilt sich dabei die Versicherungsaufsicht mit den Ländern, die etwa tausend regionale Versicherungen kontrollieren. Bei der BaFin waren im Jahr 2008, 633 Versicherungsunternehmen und 26 Pensionsfonds gemeldet. Das zentrale Versicherungsgesetz ist das Versicherungsaufsichtsgesetz - Gesetz über die Beaufsichtigung der Versicherungsunternehmen. Hier werden Thema wie Vorschriften, Geschäftsführung und Beaufsichtigung der Versicherungsunternehmen, ausländische Versicherungsunternehmen, Einrichtung der betrieblichen Altersvorsorge, Sicherungsfonds oder Zuständigkeiten behandelt. Das Versicherungsgeschäft ist ein Vertrauensgeschäft, dass vor allem die Belange der Versicherten ausreichend würdigen muss und darüber hinaus sicherstellen muss, dass die Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen jederzeit erfüllbar sind, so die Kernsätze der BaFin. Neben der Erlaubniserteilung für Versicherungsgeschäfte und die Aufsicht des Marktes, hat die BaFin auf die Aufgabe bei Missständen im Versicherungsgeschäft Maßnahmen zur Beseitigung einzuleiten. Die BaFin dient für die Verbraucher als Beschwerdestelle und veröffentlicht unternehmensindividuelle Beschwerdestatistiken, die über die Homepage kommuniziert werden. Die Beschwerdestatistik wird jährlich veröffentlicht und sorgt in diesem Themenkomplex für Transparenz bei den Verbrauchern.
Welche Kennzahlen weißt der deutsche Versicherungsmarkt auf?
Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit Sitz in Berlin, deren Mitglieder rund 95 Prozent des Gesamtmarktes repräsentieren, liegen die Gesamteinnahmen bei rund 170 Milliarden Euro. Rund 133 Milliarden Euro wurden direkt wieder an die Versicherer ausbezahlt (Recherchestand 2010). Im Durchschnitt entfallen rund sechs Policen auf jeden Bundesbürger. In Relation der gebuchten Brutto-Erträge der Versicherungsunternehmen zu den Einwohnern, hat sich laut Verband die Versicherungsdichte von 584 Euro im Jahr 1980 auf 2001 Euro im Jahr 2008 gesteigert. Einfach beschrieben entfallen auf jeden Bundesbürger im Schnitt über 2000 Euro an Versicherungsverträgen. Die Versicherungsdurchdringung ist in diesem Zeitraum von 4,57 auf 6,60 Prozent ebenfalls gestiegen. Der Versicherungsunternehmen sind einer der größten Investoren an den Kapitalmärkten. Der Anlagebestand beläuft sich nach Angaben des Dachverbandes der Versicherer auf rund 1,2 Billionen Euro. Die größten Kapitalanleger sind dabei die Lebensversicherer mit rund 700 Milliarden Euro. In Deutschland sind weit über eine halbe Million Menschen im Versicherungsgewerbe tätig, alleine arbeiten rund 255.000 Versicherungsvermittler für die Unternehmen.
Welche Versicherungsprodukte werden am meisten nachgefragt und welche Rolle spielt die Altersvorsorge?
Nach Erhebungen des GDV aus dem Jahr 2009, gehören zu den fünf umsatzstärksten Versicherungsprodukten: die Lebensversicherungen, die Schaden- und Unfallversicherungen, die privaten Krankenversicherungen, die Voll- und Zusatzversicherungen und die Kraftfahrtversicherungen. Mit einem Volumen von über 83 Millionen Euro sind die Lebensversicherungen als Versicherungsprodukte in Deutschland führend. Zwei wichtige Produkte in der Versicherungswirtschaft sind die private Krankenversicherung und die Altersvorsorge. Fast neun Millionen Menschen sind in der privaten Krankenversicherung. Über 20 Millionen Zusatzversicherungen leisten sich die Deutschen. Die privaten Krankenkassen haben 2009 rund 35 Milliarden Euro an Gesamtaufwendungen gehabt. Ein wichtiges Marktsegment für die Versicherer ist die Altersvorsorge. Hier haben vor allem die Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds eine führende Marktstellung. Rund 95 Millionen Vorsorgeverträge hatten die Versicherungsunternehmen Ende 2009 vorzuweisen. Alleine im Jahr 2009 wurden 5,4 Millionen Neuverträge mit einem Volumen von 245 Millionen Euro abgeschlossen. Der Trend liegt dabei seit einigen Jahren bei Lebensversicherungen mit rentenförmiger Auszahlung. Ende 2009 lag der Bestand an Rentenverträgen bei über 34 Millionen. Rund 14,5 Prozent entfallen nach Verbandsangaben auf die betriebliche und private Altersvorsorge, die vom Staat in Form der Riester-Modelle durch Zulagen gefördert werden. Die Sparquote der deutschen Haushalte ist seit dem Jahr 2000 kontinuierlich gestiegen und erreicht heute mit rund 11,5 Prozent das Durchschnittsniveau aus den 1990er Jahren. Das höchste Niveau insgesamt in Bezug auf die Sparquote wurde 1980 Jahre erreicht.