Die nigerianische Hauptstadt Lagos ist eine der größten Metropolen Afrikas und die Stadt, die am schnellsten in Zentralafrika wächst. Die Metropole liegt strategisch günstig an der Lagune von Lagos, die in den Golf von Guinea mündet. Lagos, mit heute rund 11 Millionen Menschen, ist in eigenständige Verwaltungseinheiten untergliedert, sogenannte Local Government Areas. Lagos ist alleine von 2006 bis 2010 um geschätzte drei Millionen Menschen gewachsen. Viele der ärmeren Nigerianer und Migranten leben in den Vororten und Satellitenstädten, wo die Stadtinfrastruktur teils verheerend ist. Vor allem die Trinkwasser- und Abwassersituation sowie der Hygienestandard sind in den Armenvierteln katastrophal, teils leben die Menschen umgeben von Müllbergen. Im grasen Gegensatz dazu hat sich in Vierteln wie Lagos Island und besonders in Ikoyi Island ein immenses Wirtschaftswachstum eingestellt. Ikoyi Island mit den Hochhausappartements gehört heute zu den teuersten Wohngegenden in ganz Afrika. Die ehemalige britische Handelsmetropole hat im 20. Jahrhundert viele Zwangsumsiedlungsprojekte erlebt, die in erste Linie Lagos Island für die Europäer interessanter machen sollte. Die schwarze Bevölkerung wurde in die Außenviertel verdammt. Seit Oktober 1960 ist Nigeria unabhängig und Lagos wurde die erste Hauptstadt des Landes, bevor Abuja den Status übernahm. Im Gegensatz zu Lagos wurde Abuja am Reisbrett entworfen und hat eine animierte Stadtinfrastruktur. Abuja wurde vor allem auf Grund der zentralen Lage im Land zur Hauptstadt erklärt. Lagos blieb allerdings das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Lagos ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt des Landes mit dem inzwischen sicheren Murtala Mohammed International Airport, der in den letzten Jahren ausgebaut wurde. Heute weißt der Flughafen ein Aufkommen von rund vier Millionen Passagiere auf und ist einer der dynamisch wachsenden Drehkreuze im afrikanischen Luftverkehr.
Die drei Häfen von Lagos sind besonders für die Außenwirtschaft des Landes wichtig. In Tin Can Island liegt der Containerterminal. Viele Produkte muss das stark überschuldete Land über Lagos importieren. Deutschland exportiert zum Beispiel Maschinen, elektrotechnische und pharmazeutische Produkte oder Pkws nach Nigeria. Die Handelsbilanz der Länder wird vor allem über den Ölpreis bestimmt. Die Erdölproduktion ist von zentraler Bedeutung für das Land und macht rund 35 Prozent des nigerianischen BIP aus. Je nach Unruheszenarien, die bis heute vorherrschen, liegt die Erdölproduktion des Landes bei 1,5 bis 3 Millionen Fässer pro Tag. Vor allem die Förderung von Erdgas ist ein Zukunftsmarkt des Landes. Das Gas soll nicht mehr wie gehabt abgefackelt werden, sondern Nachbarländern gewinnbringend verkauft werden. Durch die Westafrika-Pipeline wird zum Beispiel Ghana mit Erdgas beliefert. Die Gaswirtschaft ist eine der Zukunftsbranchen, die auch in Lagos angesiedelt wird. Deutschland gehört zu den vier wichtigsten Importländern Nigerias und hat somit ein gehobenes Wirtschaftsinteresse in den bilateralen Beziehungen. In Abuja und Lagos sitzen die wichtigsten deutschen Institutionen. In Lagos sitzen zum Beispiel das Goethe Institut oder die Deutsche Schule.
Lagos gehört heute, vor allem durch die steigenden Erdölpreise der letzten Jahre und den damit verbundenen Preissteigerungen bei den Lebenshaltungskosten, zu den teuersten Metropolen in Afrika. Vor allem die vielen Importwaren machen das alltägliche Leben in Lagos teuer. Durch die Erdölausbeutungsstrukturen im Nigeriadelta, dem islamischen Terror im Norden des Landes und den Bürgerkriegen in Nachbarländern sind viele Menschen nach Lagos geflüchtet und versuchen sich hier durchzuschlagen. Lagos hat durch das starke Bevölkerungswachstum unter andere immense Probleme mit der Verkehrsinfrastruktur. Ein Problem in Lagos und ganz Nigeria ist die Korruption, die seit ein paar Jahren im Land verstärkt angegangen wird, vor allem durch die nationale Anti-Korruptionsinstitution der Economic and Financial Crimes Commission (EFCC). Man legt heute Wert auf Transparenz bei öffentlichen Bauausschreibungen in Lagos. Durch die höheren Erdöl- und Erdgaseinnahmen, verbunden mit finanziellen Rückstellungen, dem immensen Schuldenerlass durch den Pariser Club, und einer stabileren Fiskalpolitik der nigerianischen Zentralbank konnte Nigeria mit dem wichtigsten Bankenplatz Lagos die Wirtschaftskrisen der letzten Jahre meistern. Im Bankenviertel von Victoria Island sitzen große Finanzkonzerne wie die First Bank, die Zenith Bank International, die Intercontinental Bank oder die Guaranty Trust Bank. Die Intercontinental Bank ist die größte Bank in Nigeria mit rund 300 Bankfilialen. Unter den größten börsennotierten Konzernen Nigerias sind alleine sechs Bankhäuser, die in Lagos Hauptsitze haben. Auch der größte börsennotierte Mischkonzern Nigerias, Transnational Corporation Nigeria, hat seinen Sitz in Lagos. Zu den größten Ölkonzernen in Nigeria gehören unter anderem Mobil Oil Nigeria, Total Nigeria, Oando oder Chevron Oil Nigeria. Lagos ist Sitz der größten Fluggesellschaften des Landes wie der Air Nigeria.
Nördlich der Hauptinsel Lagos Island liegt auf dem Festland der Bezirk Surulere, das Zentrum der nigerianischen Filmwirtschaft, die man Nollywood nennt. Seit den 1990er Jahren boomt die Filmwirtschaft von Nigeria. Das Land ist heute der drittgrößte Filmproduzent nach den USA und Indien. Die nigerianischen Produktionen werden vor allem kostengünstig und zielgruppeneffektiv auf Videos für den einheimischen Markt produziert. Die Produktionen verkaufen sich vor allem in Westafrika sehr gut und kosten meistens nicht mehr als 10.000-20.000 US-Dollar, bei maximal 50.000 Kopien. Das nigerianische Filmproduktionssystem ist in vielen Ländern Afrikas kopiert worden. Zu den Stars der nigerianischen Filmszene gehört zum Beispiel die Schauspielerin Geneviere Nnaji, einer der bestbezahlten Schauspielrinnen in Nigeria. Sie gewann unter anderem den African Movie Academy Awards, einem der wichtigsten Filmpreise in Afrika, der in Abuja vergeben wird.