Soziales & Wirtschaft Maoris und Aborigines in Australien

In Neuseeland sehen sich rund 15 Prozent der Bürger als Nachfahren der Maori und stellen somit einem Bevölkerungsanteil von fast 600.000 Menschen. Wirtschaftliches Zentrum von Polynesien ist die Metropole Auckland, wo rund jeder dritte Neuseeländer lebt. Rund 11 Prozent der 1,3-Millionen-Bevölkerung von Auckland rechnen sich den Ureinwohnern Neuseelands zu. In keiner anderen Metropole in Neuseeland leben soviel Menschen mit polynesischer Herkunft. Das Maoritum hat in den letzten Jahren einen stärkeren Stellenwert in der neuseeländischen Gesellschaft erfahren. Trotz zahlreicher Förderungsmaßnahmen im Bildungs- und Arbeitsmarkt sind die Maori in der Wirtschaft Neuseelands immer noch rückständig. Vor allem die Zahl an jungen Maoris, die keinen Schulabschluss haben, ist desaströs hoch. Auch das Pro-Kopf-Einkommen liegt bisher weit unter dem Landesdurchschnitt, vor allem im Vergleich zu den Einkommensverhältnissen in den Metropolen von Auckland und Wellington. Seit 2004 gibt es das Maori-Television Tahi in maorischer Sprache (Te Reo Maori). Der Erhalt der eigenen Sprache ist für die Nachfahren der Maori ein zentrales Kulturgut, das heute vor allem in den Schulen wieder vermehrt vermittelt wird. Heute haben rund 90 Prozent aller Maori schon einmal den Sender gesehen, der seit dem Sendestart eine immense Reichweitensteigerung erfahren hat und unter anderem Nachrichten, Kinder- und Jungendsendungen und Talent-Shows ausstrahlt.

Wirtschaftliche Chancen sehen die Maori vor allem in der Förderung des traditionsreichen polynesischen Kulturtourismus, der sich authentisch außerhalb der Hotels positioniert. Das Brauchtum der Stämme wird immer mehr einem breiteren Publikum zugänglich gemacht und die Anzahl der Befürworter zur Abgrenzung der Maori gegenüber dem Tourismus nimmt ständig ab. Das Angebot reicht heute schon von Kulturellveranstaltungen über Kanufahrten bis zu polynesischen Wellness-Angeboten. Die kulturellen Überlieferungen der Ureinwohner Neuseelands spielen auch im Lifestyle und der Kultur Neuseelands eine immer wichtigere Rolle. Viele Reiseveranstalter bieten heute in ihren Programmen maorische Kulturreisen an, die vor allem unverfälscht das Leben der Ureinwohner Neuseelands reflektieren sollen.

In Australien leben heute rund 460.000 Aborigines, die zum Großteil urbanisiert sind. Die Kultur der Aborigines findet man vor allem im Northern Territory, wo die Ureinwohner Australiens schon seit 40.000 Jahren leben. Rund 31 Prozent der Bevölkerung im Northern Territory sind Aborigines. In der größten Metropole im Norden Australiens, in Darwin, sind rund 40 Prozent der Bürger Nachfahren der Ureinwohner Australiens. Der Bevölkerungsanteil der Aborigines ist im Bundesterritorium Northern Territory immens höher als in allen anderen australischen Bundesstaaten, wo der Bevölkerungsanteil der Aborigines bei meistens zwei bis drei Prozent liegt. Die australische Assimilationspolitik hat bis heute wirtschaftliche und soziale Konsequenzen für die Aborigines gebracht, auch wenn durch symbolische Geste, wie der Entschuldigung des Bundesparlamentes im Jahr 2008 durch den Premier Kevin Rudd bei den Aborigines, die öffentliche Anerkennung der Aborigines-Kulturen in den letzten Jahren verbessert hat. Die Entschuldigung des Premiers für die gestohlene Geschichte hat bis heute teils heftige Kontroversen ausgelöst, da vor allem die australische Labour-Party heftige Interventionen wie die Kürzung von Sozialhilfezahlungen oder den Einsatz des Militärs in den Problemstandorten in den Northern Territory unterstützt hat.

Die Aborigines gehören gerade im ländlichen Raum zu den ärmsten Menschen Australiens - haben die höchste Arbeitslosigkeitsquote, die höchste Kindersterblichkeitsrate und leiden unter allen erdenklichen Strukturdefiziten in der Sozial-, Bildungs- und Arbeitspolitik. Seit 2007 hat die Regierung von Northern Territory in vielen Bereichen der Lebenskulturen der Aborigines interveniert und versucht vor allem das Verbot von Pornografie und Alkoholmissbrauch in den Griff zu bekommen. Auf Grund des Fehlens eines Enzyms ist der Alkoholabbau bei den Ureinwohnern gehemmt, so dass der Alkohol ein ernsthaftes Gesundheits- und Gesellschaftsproblem darstellt. Der Northern Territory National Emergency Response von 2007 stößt auf Zustimmung und teils heftige Kritik und polarisiert Australien mit Hinsicht auf die gesellschaftlichen Stellenwert und der Rechte der Ureinwohner sowie ihrer sozialen Situation bis heute. Durch die internationalen Wirtschaftskrisen, die auch Australiens Wirtschaft zu schaffen machen, mussten vor allem die Aborigines leiden, die einen hohen Anteil an Sozialleistungen beziehen und von den Sparplänen der Regierung stark betroffen sind.

Eine langfristig angelegte Wirtschaftsförderung der Aborigines, vor allem in den Bereichen des Tourismus und Handels, ist bis heute nicht in Australien erkennbar, auch wenn es im Jahr 2009 einen ersten Beschäftigungspakt gab, der allerdings bisher kaum Veränderungen brachte. Ein politisches Problem der Aborigines ist bis heute, das sie nicht in der Verfassung Australiens erwähnt werden und Australien die Selbstbestimmung der indigen Völker durch die UN-Charta bisher nicht ratifiziert hat. Der Weg der Aborigines in die bürgerliche Mitte der australischen Gesellschaft wird sich in Zukunft nur sehr langsam vollziehen - wenn überhaupt.

Häufige Fragen zum Themenkomplex der Wirtschaften der Maori und Aborigines:

Wie sieht die wirtschaftliche Situation der Maori aus?
Wie sieht die wirtschaftliche Situation der Aborigines aus?
Öffnen sich die Maori dem internationalen Tourismus?
Wie sieht die Wirtschaftsförderung der Ureinwohner Neuseelands aus?
Wie leben die Aborigines heute?
Wie leben die Maori heute?