Fleisch- und Viehwirtschaft

Weltweit wächst nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft die Nachfrage nach Fleisch. Nach einem aktuellen Bericht (St. 2010) der UN-Organisation “The State of Food and Agriculture - Livestock in the balance”, sind weltweit rund eine Milliarde Menschen auf die Viehwirtschaft als Erwerbsquelle angewiesen. Vor allem verlangt die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft eine stärkere Regulierung der nationalen Märkte, um die Nachfrage mit wichtigen Themen wie der Gesundheit und dem Umweltschutz in Einklang zu bringen. Deutschland gehört weltweit nicht zu den führenden Konsumenten von Fleischprodukten. Die größten fünf Konsumenten beim Pro-Kopf-Konsum sind die USA, Spanien, Australien, Österreich und Dänemark. Der weltweite Fleischkonsum ist auch stark religiös geprägt durch den Islam und das Judentum. In Deutschland liegt die Importmenge von Rind- und Kalbfleisch zum Beispiel mengenmäßig unter der Exportmenge in die EU. Der Inlandsabsatz an Fleischprodukten entwickelt sich seit Jahren in Deutschland sehr stabil. Im Jahr 2008 war Rindfleisch teils sehr teuer, da es vor allem in Südamerika zu Lieferschwierigkeiten kam. Durch die weltweit hohe Nachfrage nach Rindfleisch und den lateinamerikanischen Lieferproblemen stieg der Weltpreis für Rindfleisch teils stark an. In der Weltwirtschaftskrise im Herbst 2008 gingen die Preise für Rindfleischprodukte wieder zurück. Die deutsche Fleischwirtschaft konnte im Jahr 2008/09 einen Umsatz über 30 Milliarden Euro erzielen. Rindfleisch, Schweinfleisch oder Geflügelfleisch werden als Rohstoffe an wichtigen Rohstoffbörsen gehandelt.

Zu den wichtigen Produkten der Viehwirtschaft im Rohstoffmarkt gehören Lebend- und Mastrinder, Schweinebäuche, Magerschwein oder Geflügel. Die älteste und umsatzstärkste Warenterminbörse für Nahrungsmittel-Rohstoffe ist die Chicago Board of Trade (CBOT), die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Die Nachfrage an Produkten wie Sojabohnen, Weizen oder Fleisch ist vor allem durch den wachsenden chinesischen Konsummarkt sehr hoch. In China ist der Pro-Kopf-Konsum an Fleisch heute doppelt so hoch wie Ende der 1980er Jahre. Renommierte Investment-Häuser schätzen, dass bis 2015 vor allem die Nachfrage nach Rindfleisch in China stark steigen wird. Neben China selbst, sind vor allem die USA und Brasilien die Big-Player bei den Weltfleischproduzenten. In Europa sind unter anderem Frankreich und Deutschland in der Rinderproduktion führend. Investoren können an den Warentermingeschäften durch Futures, Optionen oder auch Zertifikaten partizipieren. Es gibt zum Beispiel Zertifikate auf Mastrinder, was eine direkte Anlageform darstellt. Im Warenterminhandel kann man am Kassamarkt agieren oder am Futuremarkt über Makler teilnehmen. Schweinekontrakte kann man zum Beispiel über ein Jahr abschließen. Die Preise werden täglich an der Börse berechnet.

Über standarisierte Kontraktgeschäfte kann man problemlos über Finanzdienstleister an den internationalen Warenterminbörsen mit Rohstoffen wie Fleisch oder Getreide spekulieren. Über die Risiken in solchen Termingeschäften müssen die Finanzdienstleister nach § 31 des deutschen Wertpapierhandelsgesetzes die Kunden informieren. Termingeschäfte gelten generell als riskante Anlageformen, in denen seriöse Beratungen sehr wichtig sind. Das Risikomanagement bei vielen Warenterminkontrakten ist sehr wichtig. Warentermingeschäfte auf landwirtschaftliche Produkte können auch für Landwirte sinnvoll sein, um das Risiko ungünstiger Handelspreisveränderungen durch die Kontrakte zu minimieren. Eine Abwägung der Risiken (Warentermingeschäft vs. Preisschwankungen) ist dabei überaus wichtig.