Baldic Dry Index

Die internationale Seeschifffahrt hat im weltweiten Handel eine besondere Stellung. Über 90 Prozent der Waren werden weltweit über die Seeschifffahrtsrouten transportiert. Der wichtigste Preisindex für weltweite Hauptfrachtgüter wie Getreide oder Kohle ist der Baltic Dry Index (BDI). Kommuniziert wird dieser wichtige Preisindex im Schifffahrtshandel vom britischen Unternehmen Baltic Exchange, das 1744 in London gegründet wurde. Baltic Exchange ist eine Mitgliederorganisation im maritimen Bereich und setzt sich im Frachtmarkt aus Reeder, Schiffsmakler und Charterer zusammen. Die Organisation bewertet täglich Indexe, unter anderem im Bereich der nassen und trockenen Strecken. Neben dem Baltic Dry Indey gibt es auch andere wichtige Marktindizes wie den Supramax Baltic Index (BSI) oder den International Baltic Tanker Routen. Im Baltic Dry Index sind die wichtigsten 20 Massengüterrouten zusammengefasst. Auf Grund dessen, dass die Indizes des Londoner Unternehmens nicht an Börsen gehandelt werden, sind die Indizes auch frei von Spekulationen und geben einen guten Überblick über die weltweiten Frachtraten. Nach Angaben der Makler, Reeder und Charterer werden die Angaben der Frachtraten täglich im Markt kommuniziert. Der BDI wird als Index seit dem Jahr 1985 veröffentlicht. Im Jahr 2008 hatte der Index sein Altzeithoch mit 11.793 - Ende 2009 stand der Baltic Dry Index durch die anhaltende Weltwirtschaftskrise bei nur 3.005 Punkten. Auch alle anderen sechs Indexe der Baltic Exchange gingen signifikant zurück, was die angespannte Weltwirtschaftslage auch im internationalen Seeschifffahrtsbereich wiederspiegelte.

Der BDI ist vor allem ein Frühindikator für die Weltwirtschaft, da es einen logischen Zusammenhang zwischen Frachtraten, den Rohstoffpreisen und der Nachfrage gibt. Vor allem die Vorstufe des Welthandels wird hier besonders reflektiert, da die Kosten für die Verschiffung in der Anfangsphase anfallen und so einen frühen Einblick in die Entwicklung der Rohstoffpreise geben. Vor allem in den letzten Jahren (bis Mitte 2008) hatte der Preisindex eine sehr positive Entwicklung genommen, da die Nachfrage nach Rohstoffen in den Schwellenländern China und Indien überaus hoch war. Hiermit war vor allem die Nachfrage nach Transportleistungen über die Europa-Fernost-Route in der Containerschifffahrt sehr groß. Den größten Gewinn in der Geschichte, mit über 600 Prozent, machte der BDI zwischen November 2008 und Dezember 2009. Vor allem das chinesische Wirtschaftskonjunkturpaket und die hohe Nachfrage nach Eisenerz in China ließen den Index exorbitant steigen. In dieser Zeit war auch die Verfügbarkeit von Frachtschiffen geringer, was letztendlich auch den Preis für Rohstoffe wieder in die Höhe trieb. Generell kann die Nachfrage nach Frachtraum sehr schnell und stark schwanken, während das Angebot sich langsamer entwickelt. Die Frachtraten sorgen dafür, dass es im Weltmarkt ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gibt. Es gibt zahlreiche Kriterien, die bei den Frachtraten eine Rolle spielen, unter anderem das Alter der Schiffe, die Geschwindigkeit, die Schiffsgröße oder die Route. Durch die Frachtraten im Welthandel entscheiden sich unter anderem auch die Verschrottung oder der Neubau von Frachtschiffen.

Um die Frachtraten vor starken Marktschwankungen zu schützen werden Zeitcharterverträge geschlossen, die eine längere Laufzeit für die Charterer haben. Es werden teils zu einem bestimmten Charterpreis über zehn Jahre solche Zeitverträge abgeschlossen. Beide Seiten - die Reederei und das Charter-Unternehmen - können so langfristig seriös kalkulieren. Es gibt verschiedene Charter-Modelle, zum Beispiel den Zeitcharter, wo der Charterer den Treibstoff und die Hafengebühren bezahlt. Beim Reisecharter zahlt die Reederei diese Transportpositionen. In den Index fallen unter anderem die Zeit- und Reisecharterkosten, vier Schiffsklassen und 26 Hauptfrachtrouten. Die Bedeutung der Routen kann variieren, so dass der Index nach einer bestimmten Zeit diese Routenfaktoren novelliert. Die Weltwirtschaftskrise hatte auch auf die Frachtraten und Betriebskosten der Capesize-Schiffe (zweigrößte Klasse nach den Tankern) immense Auswirkungen auf den Transportpreis und letztendlich auch auf den Index gehabt. Im Juni 2008 lag der Tagespreis für die zweitgrößte Schiffsklasse bei rund 240.000 US-Dollar. Im Dezember 2008 waren es pro Tag nur noch rund 2.300 US-Dollar. Die Frachtraten lagen damit in der jüngeren Geschichte der Handelsschifffahrt unter den Betriebskosten. Wie wichtig nationale Konjunkturmaßnahmen wie in China für die weltweite Handelsschifffahrt sind, zeigt sich an der immensen Erholung des BDI. Ende 2009 lag der Preis für die Capesize-Klasse pro Tag bei rund 38.000 US-Dollar pro Tag. Der Transportpreis liegt damit immer noch Anfang 2010 weit unter den hohen Frachtraten der Jahre 2002-2008.