Chennai (früher Madras) liegt im Südosten Indiens am Golf von Bengalen und ist die Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nada. In der Metropolregion leben rund acht Millionen Menschen. Die Metropole war in der britischen Kolonialzeit ein wichtiger indischer Handelsplatz des Empires. Bis heute zeugt das Stadtbild vom britischen Kultureinfluss. Chennai wird oft als das Detroit Indiens bezeichnet, da hier die Automobilindustrie ein zentraler Wirtschaftsbereich ist. Im März 2010 eröffnete die BMW Group das neue indische Werk in der Nähe von Chennai, das neben dem Werk in Delhi den Markt für den bayrischen Automobilkonzern produktiv erschließen soll. BMW hat sich unter anderem in der Region angesiedelt, da auch andere Automobilhersteller hier Produktionsstätten haben und die Region viele qualifizierte Mitarbeiter in der Branche ausweisen kann. Auch Ford, Hyundai oder Honda lassen hier Autos für den indischen Markt produzieren. Unter anderem hat in der Region Chennai auch der größte indische Reifenhersteller, die Madras Rubber Factory, ihren Produktionssitz. Rund 90 Prozent der indischen Autozulieferindustrie hat sich in der Metropolregion Chennai niedergelassen. Zu den wichtigen industriellen Branchen in Chennai gehören unter anderem auch die Textil- und Chemieindustrie. Man legt heute Wert auf eine diversifizierte Wirtschaft mit Hightech-Unternehmen. Neben Bangalore ist Chennai seit Anfang des neuen Jahrtausends eine der aufstrebenden Metropolen in der indischen Computerindustrie. Zentraler Standort der IT-Unternehmen in Chennai ist die Old Mahabalipuram Road. Chennai gilt als ein führender indischer IT-Offshore-Standort mit zahlreichen multinationalen Technologie-Dienstleistungsunternehmen.
Nach Bangalore werden aus Chennai die meisten IT-Produkte aus Indien exportiert. Die IT-Branche in Indien hat in den letzten Jahren vor allem sehr enge Handelsbeziehungen zu China und Taiwan geknüpft. Im Südosten von Chennai gibt es mehrere moderne Technologieparks. Zu den ansässigen IT-Konzernen in Chennai gehören unter anderem die US-amerikanischen Global-Player Hewlett-Packard und IBM. Chennai ist auch Sitz zahlreicher größerer Hard- und Software-Produzenten wie der Hindustan Computers Limited mit Unternehmenssitz in Noida oder Mahindra Satyam aus Hyderabad. Chennai ist auch ein führender Standort in der indischen Filmindustrie mit der tamilischen Filmindustrie, die kurz Kollywood genannt wird. Kollywood lehnt sich begrifflich an das Filmproduktionsviertel Kodambakkam in Chennai an. Das Filmgenre greift Hindi-Filme in tamilischer Sprache auf. Es sind meistens kostengünstige Produktionen, die den indischen Filmgeschmack treffen. Hindi-Produktionen werden vermehrt aus der Region Chennai in südostasiatische Länder verkauft. Vor allem Filme mit Kampfkunstszenen verkaufen sich in Indien und Südostasien sehr gut.
Chennai hat einen künstlichen Hafen zum Golf von Bengalen, der an den Indischen Ozean angrenzt und gute Seeverbindungen zu vielen asiatische Länder wie Thailand oder Indonesien bietet. Man hat mit dem Hafen auch einen Zugang zu den wichtigen Seeschifffahrtsstraßen des Pazifiks. Der Chennai Port gilt als einer der wachsenden Wirtschaftsbereiche in der Metropolregion. Vor allem die niedrigen Kosten sprechen für ein weiteres Wachstum des Hafens, der permanent modernisiert wird. Chennai ist auch eine Bildungshochburg am Golf von Bengalen, unter anderem mit der University of Madras und der technischen Anna-Universität. Zu den wichtigen universitären Bildungseinrichtungen gehört auch das Indian Institute of Technology, das eine der großen wissenschaftlichen Elite-Universitäten Indiens ist. Es gibt heute sieben sogenannte “Institute von nationaler Bedeutung”, wie das Indian Institute of Technology, die den Wissenschaftsstandort Indien stärken sollen. In der Metropole gibt es auch die Deutsche Schule Chennai, die als Bildungseinrichtung Anfang 2010 eröffnet wurde.